MOTIVE 

Kunst von Inhaftierten + Geschichte der Frauenkriminalität

25. November 2023 – 9. März 2024

Die Werke aus der Justizvollzugsanstalt für Frauen Vechta entstanden 2020/2021 im Atelier für künstlerische und kunsttherapeutische Intervention unter der Leitung von Teréz Fóthy. Ziel ist es, die Schwierigkeiten der Frauen zu erkennen, sie anzuerkennen und ihnen durch das Malen einen Wandlungsprozess nachhaltig sichtbar, klärend und erfahrbar zu machen. Gefühle und Handlungen werden wahrgenommen und dann um ein NEUES Verhalten und Erleben erweitert. 

Die Teilnehmerinnen erarbeiten sich ein neues Selbstbewusstsein. Das künstlerische Gestalten löst die Teilnehmerinnen aus ihrem „Eingeengt-Sein“, ihrer festgeschriebenen Rolle heraus und führt sie mit Hilfe alternativer Lösungsvorschläge zu einer neuen Weltsicht. Bei den Arbeiten handelt es sich teilweise um die „Übermalung“ bzw. „Überschreibung“ des oftmals voyeuristischen Männerblicks auf die Rolle der Frau.

Mit sehr persönlichen Neufassungen bekannter Gemälde wie „Phryne vor den Richtern“ von J.L. Gérômes, „Susanna im Bade“ von Corinth, „Frühstück im Grünen“ von Manet oder dem „Ursprung der Welt“ von Courbet sind neue Interpretationen aus der Frauenperspektive entstanden. Mit dem Übermalen lösen sich die Malenden aus einengenden Verhaltensmustern und erarbeiten sich alternative Handlungsstrategien.

Im historischen Teil werden Einblicke in die Frauenkriminalität gezeigt. Ausgehend von der Frage, ob es frauentypische Delikte gibt, geht es darum, welches abweichende Verhalten zu welchen Zeiten vor Gericht kommt. Gewalt- und Eigentumsdelikte galten immer als Verbrechen, Sittlichkeitsdelikte in bestimmten Epochen. Wie kam es, dass Schicksale als ledige Mutter oder als Prostituierte kriminalisiert wurden?

Frauen wurden in früheren Jahrhunderten nicht von der Justiz geschont. Kindsmörderinnen und Frauen, die als Männer auftraten und eine Frau heirateten, wurden in früheren Jahrhunderten zur Abschreckung hingerichtet. Später rückte die Vermeidung von Verbrechen in den Fokus der Justiz. Biologistische Argumente rund um die unzurechnungsfähige weibliche Psyche mochten Strafen mildern, stärkten aber ein Frauenbild, das auf weiblicher Schwäche basierte.

Über Jahrhunderte kamen Ehrenstrafen am häufigsten vor. Frauengefängnisse wurden erst im Laufe des 19. Jahrhunderts errichtet. Dort sollten die verurteilten Frauen „gebessert“ werden, indem sie diszipliniertes Arbeiten lernten. Im modernen Strafvollzug ist die soziale Integration in ein straffreies gesellschaftliches Leben das oberste Ziel.

BONNAs – weibliche Macht im Karneval

10. Dezember 2023 – 17. Februar 2024

Das Vertreiben des Winters war sicher ein Auslöser für den Karneval, dem geht die Mythenforscherin Marie-Luise Kreiß auf den Grund. Auch in römischer Zeit, im Mittelalter und im kurfürstlichen Bonn gedieh der Karneval, angeführt von der Freudgöttin Laetitia. Sie wurde schon in der Antike verehrt, stand für Glück, Fröhlichkeit und grundlose Freude.

Die Rolle der BONNAs wird besonders beleuchtet. Und Beuel feiert heuer den 200. Geburtstag der Beueler Weiberfastnacht. So entstand der Weg durch die Ausstellung:

Große Wäschestücke, Kleider aus Papier, installierte Martine Metzing-Peyre, Künstlerin aus dem Rechtsrheinischen. Eine angedeutete Brücke verbindet Beuel mit Bonn, und dann kommen wir im Festsaal der BONNAs an.

Wir danken für die Leihgaben:

Sammlung Curt Delander: Relikte der alten Rheinbrücke, Fotos, Orden | Sammlung Marcel Bouziri: Gemälde der Rheinbrücke | Beueler Heimatmuseum: Exponate, Dank an Eva-Maria Zwiebler | Sammlung Tiffany Claff: Fotos, Orden und ihre Rede zur Proklamation 2016 | Festausschuss BONNER KARNEVAL e.V.: BONNA-Ornat, Damenorden, Info-Tafeln u.a.

ROSENGARTEN _ Renate Hochscheid

25. November 2023 – 26. Februar 2024

Gleich zwei künstlerische Welten erschließen sich den Besucher*innen der Ausstellung „Rosengarten“ von Renate Hochscheid im Bonner Frauenmuseum. Da sind Erinnerungen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit, überwiegend in Schwarz-Weiß gemalt, es scheinen Szenenfotos des Gedächtnisstroms zu sein. Manche strahlen eine beinahe unheimliche Stille aus – immer wieder tauchen Vögel auf, ein Untertitel lautet dann auch „Hommage an Hitchcock“. Und dann gibt es die bunte Glitzerwelt mit Blumen, Strass und Perlen, die auch Alltagsgegenstände in Kunst-Werke verwandeln. So laden ornamentierte Tässchen samt Kännchen zum „Tee mit Marilyn“.

Renate Hochscheid, geb. Liebermann, erlebte das Ende des 2. Weltkriegs als Vierjährige in Nordhausen. Sie studierte 1957-70 u.a. an der Textilingenieurschule Krefeld (Prof. Elisabeth Kadow, Prof.  Immeke Mitscherlich) und studierte an der Kunstakademie Düsseldorf (Prof. Joseph Beuys, Prof. Erwin Heerich). Stipendien in Paris 1958. Ausstellungen: Mailänder Triennale, Kunstpalast Düsseldorf, Westfalenhalle Dortmund. Sie wurde bekannt durch große Installationen im Frauenmuseum, Bonn.

Im Einsatz für das Leben: Hebammen weltweit

1. – 20. März 2024

Eine sichere Geburt ist keine Selbstverständlichkeit. Es sollte ein Menschenrecht sein! Durchschnittlich sterben jedoch weltweit über 800 Frauen pro Tag aufgrund von Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt. Dies gilt vor allem für Länder mit geringem Einkommen und unzureichender medizinischer Versorgung. So hat Côte d’Ivoire eine der höchsten Müttersterblichkeitsquoten weltweit.

Essenziell für eine sichere Geburt sind Hebammen. Sie begleiten werdende Mütter medizinisch, und stehen ihnen vor, während und nach der Geburt zur Seite. Die Wanderausstellung von CARE portraitiert sechs Frauen aus Côte d’Ivoire, Irak, Kambodscha, Uganda, UkraineundDeutschland: sechs Orte, an denen Leben unter oft schwierigen Bedingungen beginnt. Jede der sechs Frauen hat ihre eigene, persönliche Geschichte. 

Frauenbewegungen 1865 _ 1971 _ 2017

ab 8. März 2024

Als Startschuss der ersten Frauenbewegung gilt die Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins 1865, der sich das Recht auf Bildung und Erwerbsarbeit auf die Fahnen schrieb. Um 1900 nahmen fortschrittliche Frauenrechtlerinnen einen weiteren Schwerpunkt in den Katalog ihrer Forderungen: das aktive und passive Wahlrecht. 

Die „Neue“ Frauenbewegung entstand im Kontext breiter Proteste gegen den §218. Junge Frauen aus der ganzen BRD schlossen sich zusammen, um für Selbstbestimmung, das Recht auf ihren Körper, eine Frauenöffentlichkeit und gegen Gewalt von Männern zu kämpfen. 

Seit der Jahrtausendwende entwickelte sich eine dritte feministische Welle. Ausgehend von der Dekonstruktion der biologischen Geschlechter plädiert sie für plurale Genderkonzepte und selbstbestimmte geschlechtliche Identitäten.

Eintritt am 8. März zum Internationalen Frauentag kostenlos!

beyond algorithms_digital utopia

7. April – 17. November 2024

An der Schnittstelle von zeitgenössischer Kunst, Wissenschaft und gesellschaftlicher Teilhabe ist die Ausstellung beyond algorithms_digital utopia ein geschlechterkritischer Beitrag zur digitalen Transformation moderner Gesellschaften. 

Mit Arbeiten der Konkreten Künstlerin Rune MIELDS (Köln), der Pionierin computerbasierter Kunst Vera MOLNAR (Paris) und der Cyberfeministin Cornelia SOLLFRANK (Berlin) unterstreicht die Präsentation die kunsthistorische Bedeutung dieser drei vielfach ausgezeichneten Künstlerinnen, die auf ganz eigene Weise hinter die Algorithmen schauen.

Konkret

Rune Mields (*1935) verwandelt Grundrechenarten und Algorithmen in konstruktiv-konkrete Bilder. In vielteiligen Werkgruppen übersetzt sie seit Ende der 1960er Jahre Zahlensysteme in Zeichnung und Malerei. Präzises, mit der Hand ausgeführtes Sichtbarmachen ist für Mields profunde Methode des Begreifens.

Digital

In den ausgehenden 1960er Jahren ist Vera Molnar (1924 – 2023) die erste Konkrete Künstlerin, die Bilder auf dem Computer generiert. Später entwickelt sie zusammen mit ihrem Mann die Software MolnArt, die als Meilenstein der Computerkunst gilt. In ihrer Auseinandersetzung mit Linien und der klaren, geometrischen Form des Quadrates ist die Gleichzeitigkeit von Ordnung und Störung grundlegend für ihr Werk. Die Ästhetik des Fehlers zeichnet ihre Kunst aus.

Visionär

Die Netzkunst-Pionierin Cornelia Sollfrank (*1960) entblößt mittels digitaler Techniken sowie Social Hacking gesellschaftliche Machtstrukturen. Auf künstlerisch-subversive Weise fordert sie traditionelle Vorstellungen von Autorschaft heraus. Ihr Net Art Generator versetzte 1997 die Hamburger Kunsthalle mittels automatisierter Erzeugung netzbasierter Arbeiten in helle Aufregung und ist ikonografisches Werk technofeministischer Aneignung des Kunstraumes. 

Dazu geben internationale wie intersektionale Vertreter*innen jüngster Tendenzen einen Einblick in visionäre, virtuelle Realitäten. Versammelt sind Positionen aus dem Bereichen Artificial Intelligence (AI), Code Art, Memes und Augmented Reality (AR).

Der in die Ausstellung integrierte, interdisziplinäre OPEN SPACE ist Aktionsfläche für den Austausch mit und zwischen den Communities der Hacker*innen & Haecksen, Netzaktivist*innen, Künstler*innen und Besucher*innen. Er ist zugleich identitätsstiftender Raum im Sinne historischer Erinnerungskultur und informiert über Pionierinnen wie aktuelle Frontfrauen der Mathematik und Informatik. 

Mit art + apéro – Veranstaltungsprogramm. Kuratiert von Silke Dombrowsky M.A. und Ellen Junger.